Schutzausrüstung
Da manche von uns inzwischen die vierte Generation Ihrer persönlichen Schutzausrüstung erhalten haben, wollen wir dies zum Anlass nehmen, einen kurzen Überblick über die, in den letzten Jahrzehnten, verwendeten Schutzanzüge zu schaffen.
Nur noch wenige aktive Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Pellheim erinnern sich aus eigener Erfahrung an die Anfänge ihrer Dienstzeit in den frühen 1980er Jahren – eine Zeit, in der der sogenannte „Bayern II“, eine landeseinheitliche Uniformierung der bayerischen Feuerwehren, gerade eingeführt worden war. Diese Ära markiert eine Übergangsphase zwischen traditionellen und modernen Strukturen im Feuerwehrwesen.
Die technische und persönliche Ausrüstung war damals noch weit entfernt vom heutigen Standard. Als Einsatzfahrzeug stand der Feuerwehr lediglich ein Tragkraftspritzenanhänger (TSA) zur Verfügung – ein einfacher, an ein Zugfahrzeug gekuppelter Anhänger mit einer Tragkraftspritze. Atemschutzgeräte waren noch nicht vorhanden, was den Handlungsspielraum der Einsatzkräfte erheblich einschränkte, insbesondere bei Brandeinsätzen in Gebäuden oder verrauchten Bereichen.
Auch die persönliche Schutzausrüstung war auf einem sehr einfachen Niveau. Einheitliche Schutzkleidung gab es zwar, doch diese bestand meist aus schweren Leder-Hackengurten und einheitlichen Schutzanzügen, die wenig Tragekomfort boten. Eine individuelle Anpassung an Körperbau oder Einsatzart war nicht vorgesehen.
Als Einsatzschuhe dienten Gummistiefel mit Stahlkappen, die zwar einen gewissen Schutz boten, aber insbesondere im Winter durch Kälte und mangelnde Atmungsaktivität äußerst unbequem waren. Weiße Lederhandschuhe, wie sie damals üblich waren, verloren nach wenigen Einsätzen und dem wiederholten Trocknen ihre Geschmeidigkeit. Sie wurden hart, unflexibel und erschwerten dadurch die Arbeit erheblich – besonders bei feinmotorischen Aufgaben oder längeren Einsätzen bei kalter Witterung.
Rückblickend war der Feuerwehrdienst jener Zeit körperlich fordernd und von Improvisation geprägt. Dennoch prägte diese Zeit auch den starken Gemeinschaftsgeist und die hohe Einsatzbereitschaft der Feuerwehr Pellheim. Viele der damaligen Kameraden haben durch ihren persönlichen Einsatz und ihre Erfahrung wesentlich zur Entwicklung der Wehr beigetragen – und damit die Grundlage geschaffen für die moderne, gut ausgestattete und leistungsfähige Feuerwehr, die Pellheim heute ist.
Mit dem Beginn des neuen Jahrtausends vollzog sich auch bei der Feuerwehr Pellheim ein deutlicher Wandel in der persönlichen Schutzausrüstung. Der bisher verwendete „Bayern II“ wurde nach Jahrzehnten durch den neuen, moderneren „Bayern 2000“ ersetzt. Dieser neue Schutzanzug orientierte sich stark an den Standards der Berufsfeuerwehr München und markierte einen großen Schritt hin zu zeitgemäßem Schutz und Funktionalität.
Der neue Anzug war zweilagig aufgebaut und dadurch deutlich robuster und widerstandsfähiger gegenüber Hitze und mechanischen Belastungen. Besonders im Vergleich zu den bisherigen einlagigen Stoffen bot er einen spürbar besseren Schutz bei Brandeinsätzen – insbesondere für Atemschutzgeräteträger. Allerdings hatte der zusätzliche Schutz auch seine Kehrseite: Bei hohen Außentemperaturen – wie sie im Sommer bei vielen Einsätzen auftreten – wurde das Tragen des neuen Anzugs schnell als körperlich belastend empfunden.
In manchen Feuerwehren wurde der neue Schutzanzug differenziert ausgegeben: Lange, schwere Jacken gingen an die PA-Träger (Atemschutzgeräteträger), während die übrige Mannschaft kürzere und leichtere Varianten erhielt. In Pellheim entschied man sich jedoch bewusst dafür, die gesamte Mannschaft einheitlich mit den robusten Überjacken auszustatten. Diese Gleichbehandlung stärkte nicht nur das Zusammengehörigkeitsgefühl, sondern erhöhte auch den allgemeinen Schutzstandard.
Eine weitere wichtige Veränderung betraf den Hackengurt, der früher zur Standardausrüstung jedes Feuerwehrmitglieds gehörte. Mit der Einführung des neuen Schutzanzugs wurde dieser nun ausschließlich von PA-Trägern getragen, was den Tragekomfort für viele Kameradinnen und Kameraden erheblich verbesserte.
Die Gummistiefel, die bereits in den 1980er Jahren wenig Komfort boten, blieben allerdings noch lange Teil der Ausrüstung. Erst in den letzten Jahren wurden sie schließlich durch moderne, bequeme und sicherere Lederstiefel ersetzt, die sowohl bei Tragekomfort als auch bei Schutzfunktion den heutigen Anforderungen deutlich besser gerecht werden.
Diese kontinuierliche Modernisierung der persönlichen Schutzausrüstung spiegelt nicht nur den technischen Fortschritt wider, sondern zeigt auch den Wandel im Selbstverständnis der Feuerwehren – von der rein ehrenamtlichen Notfallhilfe zur professionell agierenden, gut ausgestatteten Einsatzorganisation.
Im Jahr 2015 erfolgte bei der Feuerwehr Pellheim ein weiterer bedeutender Schritt in der Weiterentwicklung der persönlichen Schutzausrüstung: Die ersten 15 Garnituren der neuen Brandschutzbekleidung vom Typ „Defender“ wurden ausgeliefert. Diese moderne Einsatzkleidung stellt seither den aktuellen Standard in der Schutzbekleidung der Wehr dar und zeichnet sich durch ihre hohe Funktionalität, Sicherheit und Tragequalität aus.
Ein wesentliches Merkmal der „Defender“-Serie ist die Differenzierung zwischen Atemschutzgeräteträgern (PA-Trägern) und nicht-Atemschutzträgern – sowohl bei den Jacken als auch bei den Hosen. Diese gezielte Unterscheidung ermöglicht eine bedarfsgerechte Ausstattung, die sich an den jeweiligen Belastungen und Einsatzerfordernissen orientiert.
Die Schutzausrüstung für Atemschutzgeräteträger ist besonders hochwertig gefertigt. Sie ist dreilagig aufgebaut und erfüllt damit höchste Schutzansprüche. Sowohl die Jacken als auch die Hosen dieser Variante erreichen:
Leistungsstufe 2 im Wärmeübergangsschutz,
Leistungsstufe 2 in der Wasserdichtheit sowie
Leistungsstufe 2 im Bereich des Wasserdampfdurchgangswiderstands.
Diese Parameter stehen für die aktuell besten verfügbaren Werte innerhalb der Normanforderungen für Feuerwehrschutzkleidung und gewährleisten sowohl optimalen Wärmeschutz bei Brandeinsätzen als auch Schutz vor Nässe und eine möglichst gute Atmungsaktivität, um Hitzestau im Inneren der Kleidung zu reduzieren.
Die „Defender“-Bekleidung stellt somit einen klaren Qualitätssprung gegenüber den vorherigen Generationen dar und bietet den Einsatzkräften der Feuerwehr Pellheim ein hohes Maß an Sicherheit und Tragekomfort – auch bei langen und kräftezehrenden Einsätzen unter Atemschutz.
Seit dem Jahr 2024 setzt die Feuerwehr Pellheim auf eine neue Generation von Schutzkleidung: den „Fire Flex“-Einsatzanzug des renommierten Herstellers Rosenbauer. Mit dieser Ausstattung beginnt ein neues Kapitel in der persönlichen Schutzausrüstung der Wehr – geprägt von modernster Technologie, ergonomischer Passform und kompromisslosem Schutz.
Der Fokus der neuen Ausrüstung liegt, wie bei allen hochwertigen Brandschutzbekleidungen, auf dem Dreifachschutz gegen die wesentlichen Gefahren im Brandeinsatz:
Wärmedurchgang
Wasserdichte
Wasserdampfdurchgangswiderstand
In allen drei Bereichen erfüllt der „Fire Flex“ die höchste Schutzstufe nach EN 469, womit er den anspruchsvollen Anforderungen im Innenangriff und bei Extrembedingungen vollumfänglich gerecht wird.
Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist der von Rosenbauer entwickelte ErgoCut, ein ergonomischer Schnitt, der für maximale Bewegungsfreiheit sorgt und gleichzeitig einen besonders hohen Tragekomfort bietet. Die optimierte Passform trägt wesentlich zur körperlichen Entlastung bei – ein wichtiger Faktor gerade bei längeren Einsätzen unter Atemschutz. Zusätzlich besteht bei Bedarf die Möglichkeit, maßgefertigte Anzüge für einzelne Einsatzkräfte anzufertigen.
Auch im Bereich der Hygiene und Kontaminationsvermeidung setzt Rosenbauer Maßstäbe: Die „Fire Flex“-Modelle bieten eine nachweislich hohe Dichtheit gegenüber Viren und Bakterien. In Zeiten wachsender Sensibilität gegenüber biologischen Gefahren ist dies ein bedeutender Pluspunkt, der über den klassischen Brandschutz hinausreicht.
Nicht zuletzt überzeugt der neue Schutzanzug auch optisch: Modernes Design und ein sportlicher Schnitt vereinen sich mit hoher Funktionalität und durchdachten Details – ein gelungenes Beispiel dafür, wie Sicherheit, Komfort und Ästhetik im Feuerwehrdienst zusammenfinden können.
Mit der Einführung des „Fire Flex“ zeigt die Feuerwehr Pellheim erneut ihren Anspruch, nicht nur technisch auf dem neuesten Stand zu bleiben, sondern auch für die Sicherheit und das Wohlbefinden ihrer Einsatzkräfte bestmögliche Rahmenbedingungen zu schaffen.










